Linzenz zum Brüten
Das 11. treibhaus Modul führte uns nach Österreich, genauer gesagt zum Ars Electronica Festival nach Linz. Wir erlebten einen Spagat zwischen unnachahmlicher Kunst und hingabevoller sozialer Arbeit.
Sommerhitze. Einatmen. Ausatmen. Oh, da ist noch ein Atemzug. Und wieder neu. Das schaffen wir. In die Postcity in Linz gelangen wir über eine lange, linksgezogene Parkhaus-Auffahrt. Alles Beton. Oben angekommen stehen wir im Eingangsbereich der Ars Electronica. Keiner von uns wusste genau, womit wir es zu tun bekommen werden und so waren die ersten Eindrücke überwältigend. Bloß nicht das Atmen vergessen.
Doch fangen wir ganz vorne an. Postcity? Ars Electronica?
05.09.2024
Auftakt in der Boulderbar
Nach kurzem Brainstorming am Anreise-Donnerstag stand fest: ALLE sind ohne beachtenswerte Erschwerungen seitens der Deutschen Bahn in Oberösterreich angekommen – Das muss man sich mal vorstellen! Wir befinden uns im Hotel Boulderbar etwas außerhalb der Stadt Linz, das von außen an einen Atomschutzbunker erinnert, im Innern aber wirklich Betten und Bouldern anbietet.
Im Kickoff ging es um den Ablauf der kommenden Tage. Weil Sabines To-Go-Beamer kaum heller als ein Streichholz wurde, war der komplette Raum mit Vorhängen abgedunkelt. Dahinter waren die Fenster geöffnet und es zog wie Hechtsuppe. Im Fokus stand die Erarbeitung eines „Learning Lunch" Formats, bei dem wir unsere Eindrücke vom Wochenende an treibhaus-Alumni und andere Interessierte aus dem Umfeld unserer Agenturen präsentieren.
Außerdem hatten wir im Anschluss Zeit uns zum ersten Mal in unseren Gruppen zur diesjährigen Abschlussarbeit auszutauschen. In den zwei Stunden gingen wir das Briefing durch, stellten erste Fragen und haben die ganz großen Dinger gedreht – freut euch auf mehr!
Ganz rund wurde am ersten Tag alles im L’Chaim, einer Pizzeria, der im Außenbereich nur riesige Smoker-Anhänger fehlten, um sich wie in Texas zu fühlen. Die Pizza und das Tiramisu im Nachgang sind uns eine große Empfehlung wert.
06. & 07.09.2024
Ars Electronica Festival
Freitag und Samstag drehte sich alles um das Ars Electronica Festival. Ars Electronica stellt eine besondere Verbindung zwischen (digitaler) Kunst, Technologie und Gesellschaft her und findet seit mehr als 40 Jahren einmal im Jahr in Linz statt.
Das Motto der diesjährigen Ausführung war: HOPE – who will turn the tide. Wir haben wieder unsere Abmachung vom Donnerstag im Kopf: Learning Lunch. In kleinen Gruppen gingen wir also mit scharfem Verstand über das Festivalgelände und versuchten, alles aufzunehmen. Einige Stunden später mussten wir alle feststellen, dass es unmöglich ist, ALLES aufzunehmen.
Das gesamte Festival wirkt wie ein lebendiger Organismus.
Ein Organismus, der sich bereits beim Rübergehen und Ansehen wandelt, einen täuscht, auf falsche Fährten lockt, nur um dann festzustellen, dass man es vielleicht doch an einer Stelle zu verkopft angegangen ist. Auf der inhaltlichen Ebene gab es atemberaubend viel zu entdecken. Und dann ist da noch die räumliche Ebene. In Linz gibt es mehrere Orte, an denen das Festival stattfindet. Es gibt das Ars Electronica Center, ein in der Nacht leuchtendes Gebäude direkt an der Donau, in dem auch die Ars Electronica GmbH, der Festival Veranstalter, sitzt. Dann gibt es die Kunstuniversität Linz, wo die Werke der Studierenden in den Fluren ausgestellt werden.
Ein zu dieser Zeit sehr magischer Ort, weil auf jeder Etage hinter jeder Tür etwas anderes, spannendes passiert.
Kronjuwel der gesamten Veranstaltung ist die Postcity, ein großes Gebäude, in dem zwischen 1980 und 1990 ein Paketverteilzentrum war. Zu kompliziert und verkopft gebaut war nach 10 Jahren die Diagnose der Post und so stand das Gebäude fortlaufend leer und drohte immer wieder, abgerissen zu werden. Die Verantwortlichen der Ars Electronica inszenieren hier seither den Hauptteil des Festivals. Insgesamt vier Etagen mit feinstem Industriecharme galt es für unsere Gruppe zu entdecken, soweit die Füße tragen. Jede Etage verwinkelt, warm, streng riechend, mal hell, mal dunkel.
Dieser Ort ist die perfekte Kulisse und wir sind nachhaltig beeindruckt.
08.05.2024
Kick Off Abschlussarbeit
Was tun, wenn der Kopf qualmt und die Stadt zu laut wird? Rausfahren. Haben wir gemacht. Sonntag fuhren wir mit dem Zug nach Seekirchen zur Sonneninsel. Die Sonneninsel ist ein psychosoziales Nachsorgezentrum für Familien, in denen Kinder eine schwere Krankheit überstanden haben. Sie ist gleichzeitig die diesjährige treibhaus-Partnerin für die Abschlussarbeit und unsere Herausforderung ist knapp formuliert ungefähr so: Hast du schon mal von der Sonneninsel gehört? Oder weißt du, was mit dem Begriff der psychosozialen Nachsorge anzufangen? Nein? Dann geht’s dir wie den allermeisten.
Unsere Aufgabe ist es, die psychosoziale Nachsorge und das Angebot der Sonneninsel bekannter zu machen. Dabei geht es um die Schnittstelle zwischen überstandener schwerer Krankheit und wieder nahendem Alltag. Unsere Aufgabe ist es auch, mehr Menschen von einer Spende zu überzeugen, denn die Sonneninsel ist eine gemeinnützige GmbH. Vor Ort hat uns der Geschäftsführer Thomas begrüßt und im anschließenden Briefing konnten wir alles über den Ort und die Arbeit erfahren.
Wir haben sofort gespürt, warum es Menschen hier leichter fällt, sich nach schwerer Krankheit wieder in den Alltag einzufinden.
Die Sonneninsel liegt am Fuße eines grünen Hügels mit Blick auf Berge und Fahrradstrecken. Zeit spielt hier erstmal nur eine nebensächliche Rolle. Wir hatten somit einen ausführlichen Einblick in die Arbeit der Sonneninsel und konnten uns gleichzeitig etwas vom tollen Wochenende bei der Ars Electronica erholen. Und weil es nun an uns und unseren Gruppen liegt, ein Konzept für die Sonneninsel zu erarbeiten, sollten wir direkt die erste Chance ergreifen: Auf sonneninsel.at findest Du viele Infos und vielleicht hast Du Lust, den ein oder anderen Euro zu spenden.
Hinter uns liegt nun Linz und Seekirchen. Ars Electronica und die Sonneninsel. Zwei völlig unterschiedliche Orte, die so wohl nur das treibhaus zusammenbringt.
Bis dann!
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